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Start-ups werden als die „Hidden Champions“ und die DAX-Konzerne der Zukunft betrachtet, so die Aussagen von CDU/CSU und SPD. In ihrem Koalitionsvertrag haben sie ein Maßnahmenpaket geschnürt, das darauf abzielt, die Gründungsszene zu fördern.
- Deutschlandfond und Zukunftsfonds
In der aktuellen Version des Koalitionsvertrags sind zahlreiche Initiativen aufgeführt, die darauf abzielen, den Gründungsstandort Deutschland zu verbessern. Ein zentraler Bestandteil ist der sogenannte „Deutschlandfonds“, der mindestens zehn Milliarden Euro an Eigenmitteln des Bundes bereitstellen soll. Durch Hebel-Effekte mit privatem Kapital könnte dieser Betrag auf mindestens 100 Milliarden Euro anwachsen.
Der Fonds wird als Dachfonds fungieren und bestehende Finanzierungslücken schließen, insbesondere im Bereich des Wachstums- und Innovationskapitals für den Mittelstand und Scaleups. Die Entscheidungen über Investitionen werden nicht politisch, sondern nach unternehmerischen Kriterien getroffen, wobei der Fokus klar auf Deutschland liegt.
Darüber hinaus soll der bestehende „Zukunftsfonds“ über das Jahr 2030 hinaus „verstetigt“ werden. Laut Vertrag ist das Ziel eine generelle Erhöhung der Investitionsvolumina: „Wir wollen, dass sich die Investitionen von Investoren bei der WIN-Initiative auf über 25 Milliarden Euro mehr als verdoppeln und wir mit Garantien des Bundes weiter hebeln“.- Einfacher und schneller gründen
Um die Anzahl der Start-up-Gründungen zu erhöhen, plant die Koalition eine Vereinfachung des Gründungsprozesses im Rahmen einer Gründerschutzzone zur Reduzierung von Bürokratie:
- Vereinfachung und Digitalisierung notarieller Abläufe
- Automatischer Datenaustausch zwischen Notariat, Finanzamt und Gewerbeamt
- Ein umfassender One-Stop-Shop für alle Behördengänge auf einer Plattform
- Möglichkeit zur Unternehmensgründung innerhalb von 24 Stunden
Laut Koalitionsvertrag möchte die Koalition Deutschland für Talente attraktiver gestalten. Ein zentrales Element dabei ist die Stärkung der Mitarbeiterkapitalbeteiligung durch eine praxisnahe Gestaltung des Steuer- und Sozialversicherungsrechts. Dies soll Start-ups unterstützen, im internationalen Wettbewerb um die besten Talente erfolgreich zu sein.
Um dem Fachkräftemangel, der auch Start-ups stark betrifft, entgegenzuwirken, sind folgende konkrete Maßnahmen geplant:- Beschleunigung der Arbeitsgenehmigungen für qualifizierte Fachkräfte
- Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen Ausbildung, Meisterprüfung und Studium
- Verstetigung der Ausbildungsförderung
Frauen sind bei Start-up-Gründungen nach wie vor unterrepräsentiert. Die Koalition möchte dies ändern: „Deshalb wollen wir einen stärkeren Fokus auf ihre Unterstützung legen und spezielle Förderungen für Gründerinnen ausbauen“.
Zudem sollen Interessierte früher mit dem Thema Start-up in Kontakt kommen. „Wir setzen uns für eine neue Gründerkultur an Forschungseinrichtungen ein“, wird im Koalitionsvertrag betont. Zu diesem Zweck soll ein Zukunftsfonds II mit starkem Fokus auf Ausgründungen und Wachstum im Deep-Tech- und Biotech-Bereich ins Leben gerufen werden. Im Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) plant die neue Regierung, Entrepreneurship Education als weiteres Ziel zu etablieren.
- „KI-Nation“ Deutschland
Die Koalition plant auch Investitionen in moderne Technologien, um Deutschland zur „KI-Nation“ zu entwickeln. Dies umfasst „massive Investitionen“ in die Cloud- und KI-Infrastruktur sowie in die Integration von KI und Robotik. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) soll gestärkt werden und künftig auch im Verteidigungsbereich aktiv werden können. Für bahnbrechende Technologien, auch bekannt als Moonshot-Technologien, sollen finanzielle Instrumente eingeführt werden, die auf Meilensteinen basieren.
Auch die Gaming-Branche erhält besondere Beachtung: Ihre „kulturellen, wirtschaftlichen und technologischen Potenziale“ werden gewürdigt. Die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts für Games soll durch „mehr Planbarkeit und Passgenauigkeit des Fördersystems“ gestärkt werden.- Rechtliche Klarheit für innovative Arbeitsmodelle
Start-ups sind auf flexible Arbeitsmodelle und die Kooperation mit Freelancern angewiesen. In diesem Bereich möchte die Koalition für mehr Transparenz sorgen: „Wir werden durch eine wirksame Reform des Statusfeststellungsverfahrens die Rechtssicherheit für Selbstständige und ihre Auftraggeber schaffen“.
- Selbstständige und Rentenversicherung
Das Thema Rentenversicherung für Selbstständige wird schon viele Jahre diskutiert. Im Koalitionsvertrag heißt es dazu wie folgt: „Wir wollen Selbstständige besser fürs Alter absichern. Wir werden alle neuen Selbstständigen, die keinem obligatorischen Alterssicherungssystem zugeordnet sind, gründerfreundlich in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen.“ Was das genau heißt, bleibt abzuwarten.
Der Koalitionsvertrag umfasst somit ein umfassendes Maßnahmenpaket, das das Start-up-Ökosystem und die Gründungsszene in Deutschland stärken könnte. Letztlich wird jedoch die tatsächliche Umsetzung dieser Vorhaben entscheidend sein.
(Quelle: Gründerszene)